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21.08.19 Mittwoch: Leinen Los!

Früh morgens aus der Koje, durchs Bad und ausgiebig Frühstück an Bord. Frische Brötchen habe ich im Tante Emmaladen um die Ecke besorgt. Dann habe ich noch unseren Wasservorrat aufgefüllt. Wir haben 4 Kanister a 10L Frischwasser an Bord und all unsere Wasserflaschen gefüllt + die Kaffeebehälter mit frischem Kaffee.

Nun hieß es endlich Leinen los. Wir legten rückwärts unter Segel ab. Unser Bug ging in Richtung des Bootes, das neben uns lag. Aber Thomas hat uns gekonnt abgestoßen wir fuhren an dem Boot vorbei und nahmen Fahrt auf. Entgegen allen anderen Segelbooten kreuzten wir Richtung Ruden raus auf die Ostsee. Die anderen haben den Hebel auf den Tisch gelegt und sind raus gefahren. Wir waren ja zum Segeln hier. Thomas – unser Navigator hat sich zur Route und den Tiefenverhältnissen schlau gemacht. Jedoch haben wir schnell gelernt, dass man nicht außerhalb der Betonnung fährt. Wir hatten nämlich kurz hintereinander 2x Grundkontakt. Das ist nicht schön, aber bei Else auch kein Problem. Thomas hat das Schwert ein paar Umdrehungen hoch gekurbelt und ich habe uns direkt wieder zwischen die Betonnung gesteuert. Und da sind wir dann auch sicherheitshalber geblieben. Da fällt mir mein Cousin Karsten ein, der mal gesagt hat, es gibt nur 3 Arten von Seglern, die die schon aufgesessen sind, die die noch aufsitzen werden und die Lügner. 

Ab der Boje PN6 wurde der Wind dann für uns günstiger und Thomas machte sich daran, den Pinnenpiloten in Betrieb zu nehmen und seine Funktionsweise zu erlernen. Nach einer kurzen Kalibrierung funktionierte das auch super.  Als wir auf der offenen See waren ließen wir den Pinnenpiloten mal ein paar Wenden fahren und alles funktionierte zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Nun mussten wir uns entscheiden, wohin wir tatsächlich segeln wollen. Riga, Bornholm oder Swinemünde standen zur Auswahl. Mein Herz schlägt ganz klar für Riga. Aber das bedeutet bei guten Windverhältnissen 4,5 bis 5 Tage auf See und das wollte ich Thomas bei seinem ersten Fahrt nicht zumuten. So beschlossen wir, den Kurs auf Swinemünde zu nehmen. Horscht stellten wir auf unseren Kurs ein und segelte bei raumen Wind und achterlicher Welle Swinemünde entgegen.  Gespannt verfolgten wir im Kartenplotter den Grenzübertritt nach Polen. An unserem improvisierten Flaggenstock hingen wir aus dem Grund unterhalb der Deutschen Flagge die Gastlandsflagge. Thomas war ja dagegen, die Vorrichtung für die Gastlandsflagge in die rechte Wante zu montieren und ein Strick dafür zu fädeln. Deswegen behalfen wir uns so. Ich weiß, dass dies seemännisch nicht korrekt ist und werde das auch auf der nächsten Fahrt abstellen.

Gastland Flagge

In der Dämmerung kamen wir in die Anfahrt von Swinemünde. Als kleine Überraschung fanden wir dort ein Schiff vor, was die Fahrrinne ausbaggerte. Wir nahmen die Segel runter und starteten den Außenbordmotor. Wir nahmen steuerbordseitig im Fahrwasser Kurs auf die Marina. Kurz bevor wir auf Höhe des Baggers waren, ging der Motor aus und wir trieben aus der Rinne Richtung Ufer. Während ich versuchte den Außenbordmotor in Gang zu bekommen, holte Thomas souverän das Schwert auf und paddelte, um zu verhindern, dass wir außerhalb der Fahrrinne auflaufen. Irgendwann sprang der Außenbordmotor wieder an und wir fuhren Vollgas Richtung Marina. Man war ich froh, dass wir wieder Fahrt machten. In der Marina legten wir längsseits an einem Quersteg an und erkundigten uns bei einem Deutschen Segler – Paar wie das Schließsystem der Marina funktioniert und wie wir am besten ins Bad kommen. Martina und Michael erklärten das wir uns beim Hafenmeister auch zu der späten Stunde anmelden können und dann selbst einen Transponder für Tore und WC erhalten. Da wir uns sofort sympathisch waren, sagte Martina, dass neben ihnen der Platz noch frei ist.Wir verständigten uns darauf, später neben sie zu verholen. Die Anmeldung erfolgte einfach und unbürokratisch, Pässe, Bootsschein und Crewliste waren nicht gefordert. Ich füllte ein Anmeldeformular aus mit Bootsnamen, Bootslänge, Anzahl der Personen und der Aufenthaltsdauer. Als er las, dass Else 5,30 m lang ist, fragte er 2 mal nach, ob das stimmt und danach, ob wir tatsächlich über die Ostsee gekommen sind. 

Zurück am Steg verholten wir mit dem Paddel an den Liegeplatz neben Martina und Michael. Machten Else sorgfältig fest und legten den Landanstromanschluss. Nun war uns nach einem Anleger zumute und wir luden Martina und Micha dazu ein. Thomas zauberte eine große Flasche Retzina und 4 Becher aus der Bilge und wir wurden an Bord der ALGIEBRA III gebeten. Das ist eine Nauticat 33 mit einer sehr bequemen Sitzecke im Pilothaus. Bei dem einen oder anderen Glas Wein und ein paar Bier schlossen wir Freundschaft fürs Leben. Der Captain Michael beantwortete alle meine Fragen zu den Revieren um die Ostsee, während wir den betagten Bordhund Dana streichelten und massierten. Ordentlich zurecht gemacht und überwältigt von dem schönen Tag auf der Ostsee gingen wir in die Koje.

40,7 NM

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