
27.08.19 Dienstag: Gewitter hoch 2 – wenn dann richtig
Wie haben gemütlich an Bord gefrühstückt, unsere Wasservorräte getauscht. Die Leinen los geworfen mit der Hauptrichtung Kröslin.
Also Richtung Heimat. Die Windbedingungen haben sich nicht sonderlich verbessert, sodass wir den Wind achterlich hatten. Jedoch sehr wenig. Aber wir waren vorbereitet und haben den Spinnakerbaum „fertig“ gestellt und zogen so den Spinnaker rauf. Horscht war wie so oft Rudergänger und wir überwachten die Umgebung. Gemütlich saßen wir bei Kaffee und Wasser und überholten sogar eine andere Yacht, setzten uns sogar deutlich von ihr ab. Das war etwas für den Regattasegler in mir. Nach solchen Manövern meldete sich auf dem Atlantik immer der Überholte über Funk, gratulierte und man konnte sich noch etwas austauschen. Leider hat Else keinen Funk, da ich bisher kein Funkzeugnis abgelegt habe. Da sollte ich echt mal meinen Schweinehund überwinden. Es ist ja nicht nur wichtig für die Kommunikation mit anderen Booten, sondern auch sinnvoll, dass man sich in der Marina anmelden kann, im Notfall jemanden erreicht oder einem anderen Boot im Notfall zu Hilfe kommen kann. Ich denke ich nehme das 2020 in Angriff. Die Besatzung des überholten Bootes wollte uns nicht weiter abziehen lassen, holte die Genua ein und setzte den Spinnaker.
Nun konnten wir uns nicht weiter absetzen und segelten so im gleichen Abstand lange zueinander. Bis etwas ganz komisches passierte. Der Spinnaker wurde eingeholt und mit Großsegel und Genua fuhr das Schiff im Halben Wind weiter vom Ufer weg, um dann nach ca. 2 SM wieder Richtung Westen zu drehen. Vielleicht vermutete die Besatzung dort bessere Winde. Doch nun wurde ein Gennaker gesetzt, der nicht aufging. Stattdessen bildeten sich oben und unten jeweils Knoten und das Segel ließ sich nicht setzen. Die arme Crew. Während sich Thomas etwas unter Deck verzogen hatte, um ein Schläfchen zu halten, habe ich ein paar Geschwindigkeitsrekorde unter Spinnaker aufgestellt. Man mag es kaum glauben, aber das GPS zeigte 6,3 Knoten an. Dafür, das kaum Wind war und die Rumpfgeschwindigkeit um die 5 Knoten liegen soll, fand ich das Spitze. Als Thomas wieder wach war, einigten wir uns, dass wir in den Hafen von Swinemünde segeln. Martina von der Algieba III erkundigte sich wie es uns geht. Als sie hörte, dass wir nach Swinemünde zurück kommen, bot sie uns an, den Liegeplatz neben ihnen frei zu halten. Michael lud uns auf einen Gulasch an Bord ein. Also verabredeten wir uns für später zum Essen. Wir trafen noch einen Fischer der uns weiträumig umfahren hatte, bekamen Begleitschutz von einem riesigen Marineschiff, welches direkt eine paar RIBs entsandte, die in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf uns zu kamen. Diese umrundeten uns in vernünftigen Abstand und wurden dann wieder an Bord geholt. Wir trauten uns jedoch nicht, das Manöver zu filmen oder gar zu fotografieren. Als die RIBs wieder an Bord waren haben sie den Hebel auf den Tisch gelegt und so schnell wie sie da waren sind sie auch wieder verschwunden. Doch es sollte nicht langweilig werden.

Der Wind lies etwas nach. Das sollte jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Thomas, der inzwischen seinen Schlaf beendet hatte, freute sich über meine dokumentierten Geschwindigkeiten. Er bemerkte zuerst, dass sich vor uns 2 Gewitterfelder aufbauten mit einem hellen Band am Himmel dazwischen. Der Wind frischte auf und wir holten den Sinnaker ein und setzten die Fock. Es wurde immer dunkler und ich sagte zu Thomas, dass ich mal unter Deck in die Kleiderkammer gehe um unsere Regensachen rauszusuchen.

Ich war noch gar nicht richtig im Boot, da kam ein Platzregen und vor uns, links und rechts donnerte und blitzte es. Ich zog meine Regensachen an und Thomas wollte seine nicht haben, da er schon komplett durchnässt war. Ich schloss den Niedergang und wir bekommen noch einen Schauer ab. Diesmal mit Hagel und nun war der Wind wieder weg. Oder Fast weg. Kurz war hohe Welle und wir machten 1,3 Knoten Fahrt. Dann mal wieder kurz um die 3 Knoten. Etwas später gar keine Fahrt.

So quälten wir uns bis 5 sm vor Swinemünde und beschlossen dann die Segel runter zu nehmen und die eiserne Genua anzuwerfen, um in die Marina zu fahren. Dort warteten Martina, Michael und der Bordhund Dana schon auf uns. Bei einem sehr leckeren Gulasch und einem Anlegerbier für mich und einem Whisky Cola für Thomas berichteten wir davon, wie es uns in den letzten Tagen ergangen war. Im Gegenzug schilderten die drei was sie unternommen haben in und um Swinemünde. Danke für den schönen Abend und das leckere Essen, ihr 2. Wir verabredeten uns für den kommenden Abend zum Essen gehen um uns zu revanchieren für die liebenswürdige Bewirtung. Da wir mit’nem Eintopf aus der Dose eines großen deutschen Supermarktes keinen Blumentopf gewinnen konnten, verabredeten wir uns für den kommenden Abend in der Gaststätte an der Marina. Dort darf Bordhund Dana auch mit hin. Da ich zwischendurch schon am Tisch eingeschlafen bin, verabschiedeten wir uns bis morgen.
77,4 NM

