
24.08.19 Samstag: Neuer Tag, neues Glück!
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind – oder besser über Wellen hart am Wind?
Meine Sorge war unbegründet und wir wurden morgens von alleine wach. Als wir von Deck auf Land kletterten, waren sofort andere Segler an unserem Boot, die sich für unsere Unternehmung und die so kleine Else interessierten. Dann ging es ab für uns zur nächstgelegenen Tankstelle. Unser 5 Liter Kanister mit Benzin war nämlich leer und im Tank des Außenbordmotors war sicher auch nicht mehr viel Kraftstoff enthalten.
An der Tankstelle gab es noch einen „Polnischen Hotdog“ und auf dem Rückweg besuchten wir einen Supermarkt mit Brot und ganz tollen Bratwürsten. Die Vorräte aus der heimischen Fleischerei waren inzwischen irgendwie vertilgt. Ein Fehler bei der Proviantierung? Thomas mag das Brot im Ausland, weil das noch richtig nach Brot schmeckt. Bewaffnet mit unserem Kanister und den Einkäufen ging es zurück an Bord – alles verstauen und ab zum Hafenmeister.
Dort haben wir uns angemeldet, bezahlt, die sanitären Einrichtungen benutzt und beim Hafenmeister erfragt, ob wir durch das militärische Sperrgebiet fahren dürfen oder ob eine Übung anliegt. Der Hafenmeister telefonierte kurz in der Sache und gab uns das OK für das Befahren des Sperrgebietes. Wir erfuhren auch, dass die Marina deswegen so überfüllt ist, da es eine Segelmeisterschaft mit europäischen Teams am Ort gibt.
Nun aber Leinen los, unter Außenbordmotor bis zur Ostsee und dann unter Segeln hart am Wind Richtung Kolberg. Der Wind war mäßig und ließ den Tag über auch ein paar Mal nach. Wie hielten uns frei von der 3sm Zone, auch um den unzähligen Fischernetzen zu entfliehen. Gegen Abend waren wir dann auf der Höhe, wo ich in der letzten Nacht den Außenbordmotor startete. Und da war mir klar, was ich für ein Dummkopf bin. Wir hätten beiliegen können, oder Richtung Strand fahren und ankern. Ankern wollte ich nicht, da wir mit Else und dem neuen Anker noch nicht geankert haben. Da wäre es mir im Hellen lieber gewesen als in der Nacht. Zumal unsere Solarzelle auf dem Vorderdeck sehr gute Arbeit leistete, jedoch das Deck in dem Bereich unbegehbar macht. Aber mit zunehmender Dunkelheit ging es nochmal so richtig ab.

Wir hatten ganz schnell Windstärke 3 bis 4, in Böen 5, und sofort baute sich eine Welle auf zwischen 1,50 m und 2,00 m Höhe. Das war die Gelegenheit, Else unter richtigen Ostseebedingungen zu testen. Thomas hat mich an die Pinne gelassen und ich habe Horscht eine Pause gegönnt. Das war meine Chance den ultimativen Ostseetest mit der FAM zu machen. Ich fuhr ein paar Wenden und Halsen und alle Kurse zum Wind, um zu testen wie Else mit den Wellen aus den verschiedenen Richtungen klar kommt. Oder ob wir bei seitlichen Wellen Gefahr laufen umgekippt zu werden. Es war ein Traum, alles hat super funktioniert und ich war wie elektrifiziert oder aufgeputscht, weil ich nun die Gewissheit hatte, dass solche Bedingungen in der Ostsee kein Problem sind für Else und das meinem großen Traum, direkt nach Riga zu segeln mit Else, nichts im Wege stehen würde. Jedoch hat sich die Befestigung vom Pinnenausleger gelockert. Diese ist mit 2 Nieten an der Pinne festgemacht und eine Niete davon war kaputt. Das war nicht schön, hat aber das Segeln nicht nachhaltig beeinflusst.
Als die Sonne unterging machte es sich Thomas in der Koje gemütlich. Ich sagte, dass wir uns noch wegen der Nachtwachen verständigen müssen. Thomas wollte deswegen nochmal an Deck kommen. Aber irgendwie muss er wohl eingeschlafen sein. Ich sollte ihn erst nach dem Sonnenaufgang wieder an Deck sehen. Der Wind, der inzwischen nachließ und für 2 bis 3 Stunden über Nacht auch mal komplett weg war, kam immer noch aus Richtung Kolberg. Also kreuzten wir fleißig weiter. Das bedeutet ja, dass man die doppelte Strecke zurücklegt und die dreifache Zeit benötigt. Aber der Weg ist ja das Ziel und wir haben ja schließlich Urlaub und sind nicht auf der Flucht. Es war eine klare Nacht, ich konnte je nach Kurs die Sterne und den Mond beobachten oder auf dem Gegenkurs die Lichter am Ufer. Ein anderes Wasserfahrzeug konnte ich nicht ausmachen. Das hat mich schon gewundert. Aber vielleicht fahren die großen Schiffe einfach weiter draußen.
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